Kinder- und Jugendanwältin Elisabeth Harasser weist in einem Artikel in der heutigen Tiroler Tageszeitung darauf hin, dass aus Tirols Schulen immer mehr Mobbingfälle gemeldet werden. Dabei sind Schüler die Opfer und Lehrpersonen die Täter. LA Birgit Obermüller und Bildungssprecherin der NEOS Tirol sieht die Abrisskanten auf zwei Ebenen. Einerseits sieht sie die zunehmende Überforderung von Lehrpersonen aufgrund gesellschaftlicher Veränderungen, andererseits sieht sie die Rolle der Personalvertretung und Gewerkschaft sehr kritisch.
Lehrpersonen müssen defizitäre Familienstrukturen ausgleichen
Mittlerweile sind Lehrpersonen für alles zuständig. Der Job beinhaltet Nase- und Zähneputzen ebenso wie das Bereitstellen von Schreibutensilien und Schuljause bis zum Vereinbaren von Arztterminen. „In einem Lehrerleben kommt so ziemlich alles vor“, weiß Birgit Obermüller aus eigener Erfahrung und erzählt: „Häufig tritt die Unterrichtstätigkeit schon in den Hintergrund und sozialarbeiterische Tätigkeiten in den Vordergrund. Die zunehmende Heterogenität in unseren Klassen kann zur Überforderung für die Lehrpersonen führen.“ Für die Bildungssprecherin der NEOS Tirol ist das zutiefst menschlich, darf aber niemals ein Mobbingverhalten Kindern gegenüber rechtfertigen. „Hier können nur Doppelbesetzungen in Klassen und unterstützendes Personal Abhilfe schaffen“, stellt Obermüller klare Forderungen auf.
Schulleitungen haben wenig Handhabe gegen Fehlverhalten von Lehrpersonen
Gegen mobbende Lehrpersonen vorzugehen, dafür haben Schulleitungen sehr wenig Handhabe. Eine Schulautonomie in Personalangelegenheiten gibt es nicht – schon gar nicht in Zeiten des Lehrermangels. Es gibt einen einzigen Bereich, wo die Schulautonomie nach Meinung der Pädagogin und ehemaligen Schulleiterin voll umgesetzt ist: „Wenn Probleme in Schulen auftauchen, dann sind Schulleitungen allein für die Lösung zuständig. Seit Bestehen der Bildungsdirektion gibt es keine Zuständigkeiten mehr auf Bezirksebene“, sagt Obermüller. Das Schulqualitätsmanagement (für Schulinspektion) ist nur mehr in Begleitung von Schulentwicklungsprozessen zuständig. Diese Unterstützung konzentriert sich allerdings meist nur auf ein einziges Gespräch im Jahr.
Nachhaltige Reformen für unser Bildungssystem sind bislang nicht in Sicht
„Obwohl alle wissen, dass unser Bildungssystem an die Wand gefahren ist, geht die Politik noch immer keine großen Reformen an. Es ist schwer, dabei zuzuschauen“, zeigt sich Obermüller frustriert.