„In Tirol fehlt es an einem Plan für die Inklusion an Schulen“, kritisiert Susanna Riedlsperger, NEOS-Spitzenkandidatin im Bezirk Kitzbühel. Damit stellt sich auch die Frage, ob die Stilllegung der Sonderschule in St. Johann mit dem 31. August 2021 sinnvoll war. „Solange die Experten in den Inklusionsschulen und auch die notwendigen Räumlichkeiten noch nicht zur Verfügung stehen, können wir nicht einfach Sonderschulen schließen“, kritisiert Birgit Obermüller. (Listenplatz 2 auf der NEOS-Landesliste). Als Leiterin einer Sonderschule und als Sonderschullehrerin kennt sie die Situation besonders gut. „Viele Eltern von Schüler_innen mit erhöhtem sonderpädagogischem Förderbedarf fühlen ihre Kinder in Sonderschulen besser aufgehoben, da die Lehrpersonen wahre Expert_innen sind und die Eltern laufend gut beraten“, erzählt Obermüller und erklärt, dass die eigene Ausbildung für Sonderschullehrpersonen abgeschafft wurde. Hier gibt es nur vereinzelte Ausbildungsmodelle zur Sonderpädagogik.
Susanna Riedlsperger ergänzt, dass der Raumbedarf für ein inklusives Setting in vielen Fällen nicht vorhanden ist. „Es braucht einen Wickelraum, ein Therapiebad und zusätzliche Unterrichtsräume“, führt Susanna Riedlsperger aus: „Außerdem verweigert man die Realität, wenn man tatsächlich davon ausgeht, dass die Bedürfnisse von allen Kindern in einem Unterrichtsraum erfüllt werden können - von hochbegabten Kindern, von Kindern mit Wahrnehmungsdefiziten – wenn Kinder eine große Unterrichtsgruppe schlichtweg nicht aushalten und aggressiv darauf reagieren – von Kindern, die die Unterrichtssprache erst lernen müssen und von Kindern, die basal gefördert werden müssen, da das Erlernen von Kulturtechniken nur angebahnt werden kann.“
Für NEOS steht fest, dass die Eltern erst mit einer umfassenden Inklusion einverstanden sind, wenn alle Rahmenbedingungen passen. Bis dahin muss die Wahlfreiheit für Eltern und somit Sonderschulen bestehen bleiben.
NEOS fordern daher die Sonderpädagogik in der Ausbildung besser zu verankern und das Raumangebot in allen Schulen sukzessive auszubauen (Hygieneräume, Schulküche, Therapieräume, zusätzliche Unterrichtsräume, etc.). Als Drittes fordern die NEOS, dass Therapieangebote in Ganztagsschulen eingebracht werden – davon profitieren auch Kinder ohne sonderpädagogischen Förderbedarf.