Die Wirtschaft klagt über den größten Fachkräftemangel aller Zeiten. Während es der Regierung an Antworten fehlt, können NEOS-LA Birgit Obermüller und Stefan Wirtenberger Lösungsansätze präsentieren. „In Österreich haben wir eine Ausbildungspflicht bis 18 Jahre, diese führt aber häufig nicht zum Ziel. Manche Schüler:innen sitzen diese Jahre nur ab“, konkretisiert die Tiroler NEOS-Bildungssprecherin Birgit Obermüller die Probleme an den Schulen. Die Jugendlichen „sitzen die Jahre“ an einer dreijährigen Fachschule ab, ein positiver Schulabschluss: Fehlanzeige. „Damit können die Eltern noch die Kinderbeihilfe beziehen, es sind jedoch verlorene Jahre, die dem Steuerzahler viel kosten und das Ziel, die Jugendlichen in Arbeitsprozesse zu bringen, wird nicht erreicht“, bringt es Obermüller auf den Punkt.
Duale Oberstufe auch für Tirol
NEOS fordern daher auch für Tirol die Umsetzung der Dualen Oberstufe. Dabei werden Polytechnische Schulen, Berufsschulen und Berufsreifeprüfung zusammengeführt. „In diesem Schulsystem haben die Jugendlichen länger Zeit einen Lehrberuf, der ihnen auch wirklich gefällt zu wählen. Dadurch kommt es zu weniger Lehrabbrüchen. Zudem werden die Kompetenzen gebündelt. Kooperationen mit der Wirtschaft sind möglich und es erfolgt eine generelle Aufwertung der Lehre. Im Anschluss an die Duale Oberstufe ist ein Bachelor- und Masterabschluss möglich, aber kein Muss“, listet Obermüller die Vorteile auf.
Stefan Wirtenberger erklärt, dass sich bei PTS und Berufsschulen um eigenständige Schultypen handelt, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben: „Dadurch geht viel Potential verloren!“ Der PTS-Pädagoge hält auch fest, dass die Lehre mit 80 Prozent Praxis das Vorzeigemodell einer Berufsausbildung ist, welche garantiert, dass man sofort nach Beendigung der Ausbildung ein produktiver Teil des Unternehmens sein kann. „Über 85 Prozent gehen nach der PTS in die Lehre, aber nur gut ein Drittel aller Lehrlinge in Österreich waren davor in einer PTS. Woher kommen die anderen? Vor allem sind das Schulabbrecher und Absolventen von weiterführenden Schulen. Diese haben nicht die Aufgabe verschiedene Berufswege aufzuzeigen. Da stellt sich die Frage, welche Berufe werden ohne Orientierung bevorzugt. Die Antwort findet man in den Top-Lehrberufen bei Burschen und Mädchen, wie erfolgsversprechend dieser Weg ist, sei dahingestellt!“, berichtet Wirtenberger aus der Praxis. Die MINT-Offensive könnte ein möglicher Ansatz sein, wobei für Wirtenberger das H für Handwerk fehlt: „Wir NEOS fordern, dass man MINTH endlich richtig schreibt, und zwar mit einem H“.
Berufsausbildung ohne Matura stärken
Dabei spielt eine praxisorientierte Ausbildung für Wirtenberger eine ganz wesentliche Rolle: „Die PTS ist die Schule für Praktiker: Tätigkeiten und Bereiche mit allen Sinnen erfahren steht neben der Berufsorientierung an erster Stelle. Leider fehlen uns immer mehr Jugendliche, die sich für diese so erfolgreiche Ausbildung bereits nach den Pflichtschuljahren entscheiden“, erklärt Wirtenberger. Er spricht sich für einen besseren Stellenwert der Berufsbildung ohne Matura aus. „Mach die Matura, dann wirst was Gscheit´s – diese Zeiten sind vorbei. Jetzt gilt: Mach etwas, das dir Freude bereitet und du gut kannst, dann bist was Gscheit´“, bringt es Stefan Wirtenberger auf den Punkt.
Die Tiroler NEOS-Bildungssprecherin berichtet über ihre Bildungsreise nach Finnland und Estland. In einer „Gemeinsamen Schule“ werden die Kinder von 1. bis 9. Schulstufe unterrichtet. Anschließend können die Jugendlichen entscheiden, ob sie den berufsbildenden oder den allgemeinbildenden Ausbildungsweg wählen. Beide Wege können mit Bachelor oder Master abgeschlossen werden. Beim berufsbildenden Weg sind die akademischen Abschlüsse kein Muss. Die Schüler:innen können auch mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung nach 3 Jahren in die Arbeitswelt wechseln. „Für eine ‚Gemeinsame‘ Schule fehlt hierzulande noch der politische Umsetzungswillen. Trotzdem könnte eine Duale Oberstufe nach finnischem Beispiel umgesetzt werden“, nimmt Obermüller die Regierung in die Pflicht: „Das dies nicht in den Länderkompetenzen liegt, stimmt nicht. Das Beispiel aus Vorarlberg mit der Werkraumschule widerlegt dies!“.