Innsbrucks Ganztagsschulen waren bereits nach einer Schulwoche am Limit!
Der eklatante Personalmangel in der Schulischen Tagesbetreuung in Innsbrucks Ganztagsschulen verlangt ein Umdenken und neue Konzepte. Bereits in den ersten Schultagen im neuen Schuljahr kommen Hilfeschreie aus Ganztagsschulen in Innsbruck. Es fehlen immer noch Freizeitpädagog:innen als auch Schulassistent:innen für Kinder mit Unterstützungsbedarf. Dieses Personal wird in Innsbruck von der KIB – Kinder Bildung Tirol gem. GesmbH, einem Landesunternehmen, zur Verfügung gestellt.

Die meisten Gemeinden in Tirol haben mit der KIB eine Kooperationsvereinbarung, nur wenige kümmern sich selbst um Personal für Ganztagsschulen. „Am Vormittag steht für die regulären Unterrichtseinheiten in den meisten Fällen ausreichend Personal zur Verfügung. Am Nachmittag fehlen allerdings noch viele Mitarbeiter:innen. Bedauerlich ist, dass diese Situation nicht neu ist. Sie verschlechterte sich von Jahr zu Jahr. Das bedeutet, dass vom Lehrpersonal als auch von Mitarbeiter:innen der KIB vorausgesetzt wird, dass Vertretungen übernommen werden. Es sind jedoch derart große Lücken, dass sie nicht mehr aufgefangen werden können und an manchen Schulstandorten ist bereits nach einer Woche klar, dass sich das für das gesamte Schuljahr nicht ausgehen wird. Besonders dramatisch stellt sich die Situation für Kinder mit komplexen Behinderungen dar oder für Kinder, die laufend medizinisch versorgt werden müssen. Eltern von Kindern, die mit Epilepsie leben, haben beispielsweise keine fixen Ansprechpartner für die richtige Einnahme der Medikamente. Krankenstände von Schulleiter:innen, Pädagog:innen und Betreuungspersonal sind die logische Folge. An manchen Schulen ist das Ganztagsschulmodell kurz vor dem Zusammenbruch! Eltern mussten ihre Kinder schon das eine oder andere Mal zu Mittag abholen, weil die Schule angerufen hat, dass am Nachmittag kein Betreuungspersonal zur Verfügung steht“, berichtet KO Birgit Obermüller von verzweifelten Anrufen von Lehrpersonen. Sie hat wenig Hoffnung, dass sich die Situation in absehbarer Zeit ändert: „Die Ganztagsschulen wurden bei uns in Tirol viel zu spät ausgebaut und dann war der Bedarf an Freizeitpersonal plötzlich zu groß. Dadurch konnte sich die Personalsituation nicht gesund entwickeln. Jetzt kommen nur mehr Notlösungen an die Schulen – Menschen ohne Erfahrung und Ausbildung. Das ist sehr unzufriedenstellend für alle.“
Aus diesem Grund schlägt Obermüller vor, umzudenken und in Tirol – besonders in Innsbruck – neue Wege zu gehen: „Die KIB als Nachfolgeunternehmen der GemNova ist im Grunde wieder gescheitert. Es wird ihr noch lange nicht gelingen, ausreichend qualifiziertes Personal zur Verfügung zu stellen. Niemand, der gut ausgebildet ist, will schlechte Arbeitsbedingungen und geringe Bezahlung in Kauf nehmen. Deswegen erwarte ich mir von Landesrätin Hagele, dass sie schnell die Reißleine zieht und neue Wege geht, v. a. in Innsbruck. Ein Modell Schule mit Mittagessen und verlässlicher Betreuung bis 14:00 Uhr, danach Wechsel in diverse Freizeitangebote in Kooperation mit Sportvereinen und anderen, auch privaten Trägern gibt es in mehreren europäischen Ländern – teils landesweit, teils kommunal organisiert. Das Land muss hier professionelle Gesamt-Pakete zukaufen, da es nicht in der Lage ist, professionelles Personal selbst zu entwickeln!“
Seit Jahren kritisiert die pinke Bildungssprecherin, dass es seit 2019 nicht einmal Fortbildungsmöglichkeiten für Mitarbeiter:innen ohne Matura gibt. Sie vermutet dahinter nicht nur Inkompetenz des Landes, sondern eine bewusste Strategie: „Das Land spart wieder einmal an der falschen Stelle und außerdem würden besser ausgebildete Mitarbeiter:innen ja auch mehr kosten.“



