Die TT berichtete am Samstag von den Wünschen der Bürgermeister von Mutters und Natters, ihre Mittelschüler:innen nicht in Innsbrucker Mittelschulen unterbringen zu wollen, sondern in Axams. Dafür müsste das dortige Schulgebäude erweitert werden und die Schüler:innen müssten einen längeren Schulweg auf sich nehmen. LA Birgit Obermüller reimt sich selbst zusammen, was die wahren Beweggründe hinter diesen Wünschen sind: „In den Innsbrucker Mittelschulen sind – wie in allen urbanen Ballungszentren – viele Schüler:innen mit anderer Erstsprache als Deutsch und aus wirtschaftlich benachteiligten Familien. Die Eltern erhoffen sich in Axams ein Schulumfeld mit weniger Herausforderungen, sprich, ihre Kinder sollten mehr Kontakt haben mit Einheimischen und die Lernprozesse ihrer eigenen Kinder sollten dadurch nicht behindert werden.“
Jahrzehntelange Versäumnisse in der Migrationspolitik werden offenkundig
„Migration beschränkte sich bislang hauptsächlich auf den städtischen Bereich, der mehr Infrastruktur für Menschen mit Fluchthintergrund und für Zuwanderer bieten kann. Gemeindequoten wurden stets abgelehnt, die eine bessere Verteilung gewährleisten hätten können. Die Schulen im städtischen Bereich werden mit ihren Herausforderungen alleingelassen. Unsere NEOS-Forderung nach einem Chancenindex blieb bisher unerhört. Mit ihm hätten Schulen, die viele Kinder mit Förderpotenzial aufnehmen, mehr Ressourcen und Unterstützung erhalten. Für mich ist die Botschaft an Innsbrucks Mittelschulen in diesem Kontext verheerend! Ihnen wird ausgerichtet, dass sie so schlechte Rahmenbedingungen bieten, dass Eltern nach anderen Lösungen suchen. Die Bildungsdirektion muss sich nicht wundern, warum es immer schwieriger wird, Lehrpersonen und Schulleitungen für städtische Schulen zu finden“, bringt es Obermüller auf den Punkt.
ÖVP in Tirol bringt immer mehr Separierung im Schulsystem hervor anstatt innovativer Konzepte
Obermüller: „Erst im vergangenen Jahr wurde die erste anerkannte Europäische Schule in Innsbruck gestartet. Auch sie sorgt dafür, dass die soziale Durchmischung der Kinder für die restlichen Schulen in Innsbruck schwieriger wird. LRin Hagele dachte vor wenigen Monaten zwar über die Gemeinsame Schule der 10-14-Jährigen laut nach, aber Widerstand folgte auf der Stelle. Von der Initiative Pro Gymnasium wurde ihr ausgerichtet, es wäre ihr politischer Tod, wenn sie weiterhin Sympathien für die Gemeinsame Schule verfolge. Für mich ist das Beweis genug, dass sich diese Personen weigern, die demografischen und gesellschaftlichen Entwicklungen zu respektieren. In keinem anderen OECD-Land müssen sich Kinder bereits mit 10 Jahren entscheiden, ob sie in die Mittelschule gehen oder ins Gymnasium. In vielen Fällen sind die Kinder als auch die Eltern großem Druck ausgesetzt und nicht immer wird die richtige Entscheidung getroffen. Eine Gemeinsame Schule bedeutet nicht, dass alle Kinder das gleiche lernen müssen. Selbstverständlich findet dort auch eine innere Differenzierung statt. Eine gemeinsame Beschulung schafft jedoch die Möglichkeit, dass vorhandene Ressourcen gerecht verteilt werden. Schlussendlich geht es um Chancengerechtigkeit! Jedes Kind hat außerdem in weiterer Folge die Möglichkeit, ein Oberstufengymnasium zu besuchen.“
Obermüller wartet gespannt auf das weitere Vorgehen der LRin Hagele. „An der Entscheidung, ob sie dieser Veränderung des Schulsprengels zustimmen oder innovativere Wege einschlagen wird, wird sich zeigen, ob sie lediglich eine Handlangerin der ÖVP ist oder ob sie doch in der Lage ist, innovative Entwicklungen einzuleiten.“