Die Podiumsdiskussion zum Thema "Braucht Innsbruck mehr Paris?" war gut besucht und bot interessante Einblicke in die Möglichkeiten, Innsbruck durch verkehrsberuhigte Flächen mit mehr Grün lebenswerter zu machen. Am Podium diskutierten DI Barbara Laa BSc (Verkehrswissenschaftlerin an der TU Wien), DI Doris Schnepf MBA (Geschäftsführerin bei Green4Cities), Filipe Hauser von der Radlobby Tirol und der Obmann des Zentrumsverein Innsbruck, Michael Perger.
Wie viel und was derzeit in Paris passiert, konnte Barbara Laa berichten, die vor Kurzem in der französischen Hauptstadt war. Sie erzählte, dass man in Paris auf die kurzen Wege setzt, alles, was für den Alltag benötigt wird, ist zu Fuß oder mit dem Fahrrad in 15 Minuten erreichbar. Derzeit werden viele Projekte für die Verkehrsberuhigung und Umgestaltung der öffentlichen Flächen umgesetzt. „Konkret erfolgt gerade eine massive Umverteilung der Flächen im öffentlichen Raum. Es werden Autoparkplätze und Fahrspuren umgewidmet, um Platz für Radfahrer und Fußgänger, aber auch für Grünflächen zu schaffen. Das passiert in einer enormen Geschwindigkeit“, berichtet Laa.Durch eine positive Kommunikation bekommt das Vorhaben eine breite Zustimmung.
Für den Vertreter der Radlobby Tirol, Filipe Hauser, sind die Distanzen in Innsbruck überschaubar. Innerhalb von 15 Minuten kann man von diversen Stadtteilen das Zentrum erreichen. Für Hauser hapert es aber an der Durchgängigkeit der Radwege und vor allem an der Sicherheit und dem Sicherheitsgefühl der Radfahrer. Hauser appellierte auch für ein besseres Miteinander unter den verschiedenen Verkehrsteilnehmer:innen. Positiv hervorheben konnte er den Innradweg.
Eine Erhöhung der Aufenthaltsqualität in der Innenstadt ist das Ziel des Zentrumsvereins, erzählt Michael Perger, der als Obmann die Interessen der Unternehmer:innen und Hausbesitzer:innen im Zentrum vertritt. Perger sieht bei der Gestaltung der Plätze großen Handlungsbedarf. „Wo öffentlicher Raum grüner und moderner wird, halten sich Menschen gerne auf und siedeln sich zeitverzögert Unternehmen an“, erklärt Perger und listet mit dem Boznerplatz, Marktplatz oder dem Platz vor dem Haus der Musik öffentlichen Raum auf, wo dringender Handlungsbedarf herrscht. Perger betont, dass bei der neuen Generation der Unternehmer:innen bereits ein Umdenken stattfand und der Zeitgeist erkannt wurde. Der Wunsch nach einer autofreien Stadt wird seiner Ansicht nach, nie in Erfüllung gehen, jedoch kann man den Verkehr von der Oberfläche in den Untergrund verlegen.Dafür braucht es innovative Konzepte.
Den öffentlichen Raum effizient nutzen will Doris Schnepf von Green4Cities. Der durch Parkplätze privat genutzte öffentliche Raum ist laut Schnepf nicht gerecht und daher spricht sie sich für Raumgerechtigkeit aus. Diesen Raum braucht auch die Natur, damit ein Regenwassermanagement und Diversität stattfinden können. Großes Potential für mehr Grün sieht Schnepf in der Vertikalen, die kaum genutzt wird. Durch Fassadenbegrünung und dergleichen erreicht man eine Kühlung und zudem ein Regenwassermanagement. Der gleiche positive Effekt kann durch eine Dachbegrünung erfolgen. „Die Stadt kann auch ein Refugium für verschiedene Arten sein“, erklärt Schnepf. Ein paar Töpfe mit Pflanzen erhöhen laut Schnepf nicht die Lebensqualität.
In einem waren sich die Diskutanten einige: Es braucht von Seiten der Bevölkerung das Bewusstsein und den Druck und von der Politik den Willen. Der Verkehr darf nicht mehr nur auf das Auto ausgelegt werden und dafür braucht es gesetzliche Änderungen. Neu gedacht werden muss aber auch die Bauordnung, um mehr Grün in die Städte zu bringen. Mit einer besseren Vernetzung der einzelnen Organisationen kann besser Druck aufgebaut und die Umsetzung beschleunigt werden.
Im Anschluss an die Podiumsdiskussion konnten die Besucher:innen Fragen stellen und mit den Experten diskutieren.